„Wo die Weser einen großen Bogen macht, wo das Weser-Stadion strahlt in neuer Pracht…“ singen die Werder-Fans. Bereits seit Anfang 1900 wird hier Fußball gespielt. Es ist eine Kultstätte mit unzähligen Erfolgen, Glücksmomenten und Dramen. Im Interview mit dem leitenden Greenkeeper des SV Werder Bremen, Sebastian Breuing, erfahren wir mehr über die tägliche grün-weiße Arbeit und die Zukunft dieses einmaligen Sportparks.
EuroSportsTurf: Hallo Sebastian. Die Saison steht kurz vor der Tür und die Ziele für den SV Werder Bremen in dieser Spielzeit sind definiert. Gibt es eine derartige Zielsetzung auch zum Thema Greenkeeping? Bzw. wie sieht eine klassische Saisonvorbereitung bei dir aus?
Sebastian Breuing: Eine klassische Saison im Sinne des Fußballs gibt es bei uns nicht. Die Natur macht da keine Pause. Sie ist permanent aktiv und damit arbeiten wir. Natürlich betrachte ich zunächst rückblickend die letzte Saison. Mit Sicherheit waren die Rasenqualität und der sportliche Erfolg in der vergangenen Spielzeit unterschiedlich. Mir wäre es aber lieber, wenn der Sport besser ist als der Rasen.
Grundsätzlich legen wir keine konkreten Ziele fest. Wir sehen uns als Dienstleister für den Sport. Unsere Aufgabe ist es dem Sport konstant die besten Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Selbstverständlich wollen wir unterschwellig immer versuchen die Besten zu sein! Das ist unser Anspruch. Dementsprechend schauen wir schon was die Kollegen so machen. Aber in Summe können wir uns als Dienstleister des Sports nichts davon kaufen, wenn die Plätze top sind und der SV Werder Bremen absteigt.
EuroSportsTurf: Gibt es für die Trainings- und Spielstätten einen langfristig angelegten Plan?
Sebastian Breuing: Es läuft aktuell intern ein Prozess zur Entwicklung der Infrastruktur um das Weser-Stadion. Das gesamte Gelände soll als Projekt für die Zukunft entwickelt werden. In welcher Form bzw. was konkret kann ich noch nicht veröffentlichen.
Ein zentraler Faktor für uns ist die genaue Flächennutzung. Langfristig müssen wir es schaffen durchwegs original Spielfeldmaße zu gewährleisten. Die Forderungen der Trainer sind einstimmig. Es geht nicht nur um eine top gemähte Wiese. Die Trainingsbedingungen müssen denen der Spielstätten angeglichen sein. Für die Profis kommen die Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit dazu.
Für die Abteilung Greenkeeping haben wir so unsere eigenen Vorstellungen bzw. Pläne. Dazu zählen unterschiedliche Bausteine wie wir langfristig versuchen wollen unsere tägliche Arbeit zu erleichtern und verbessern. Wie beispielweise zusätzliche Flächen für den Waschplatz, ein Benzinlager, unterschiedliche Schüttgüterboxen oder eine Halle.
Der Anspruch des Sports an die Rasenqualität ist groß und wird weiter steigen. Die Trainingsbedingungen müssen idealerweise 365 Tage auf höchstem Niveau sein. Diese Anforderungen gehen runter bis in die U-Mannschaften und Damen. Um dies bei 10 Naturrasenplätzen zu gewährleisten brauchen wir pro Platz eine pflegende Person.
Von der Jugend bis zu den Profis, wollen alle auf Naturrasen spielen. Dieser muss besser werden und daran arbeiten wir täglich. Kunstrasen ist dabei keine Lösung.
EuroSportsTurf: Du bist für das Greenkeeping bei SV Werder Bremen verantwortlich und pflegst die Rasenflächen für die Spieler. Wie ist dein Kontakt zum Sport und die Kommunikation hinsichtlich deines Pflegekonzepts?
Sebastian Breuing: Das Klima zwischen Trainierteam und Greenkeeping ist gut. Der Trainer entscheidet natürlich wie und wo er trainiert. Wir geben da keine Vorschriften raus. Durch unseren kontinuierlichen und guten Austausch versuchen wir aber zu sensibilisieren und die Bedeutung des bewussten Umgangs mit dem Platz hervorzuheben. Das Gefühl für den Erhalt der Qualität wird bei allen Beteiligten gefördert. Das ist aber ein Prozess! Mit den Spielern direkt macht es keinen Sinn zu reden. Da bekommen wir zu viele unterschiedliche Meinungen.
EuroSportsTurf: Du hast in deinem Trainingszentrum seit letztem Jahr Hybridrasen. Wie wichtig ist für dich eine solche Rasentechnologie?
Sebastian Breuing: Sehr wichtig! Wie gesagt, muss der Naturrasen besser werden. Diese Technologien zur Verstärkung des Rasens sind ein wichtiger Baustein, um die Qualitätsansprüche des Sports zu befriedigen. Dadurch schaffen wir es eine funktionsfähige Rasentragschicht zu bauen die bei den Wetterextremen die hohen Niederschläge kompensieren und beim Spiel kaum Schäden aufweist.
Der Wunsch solche Systeme zu installieren kam allerdings von uns aus dem Greenkeeping. Wir müssen ganzjährig die gleichbleibende Bespielbarkeit und Qualität gewährleisten. Nachdem der Sport vergangene Saison den Mehrwert im Trainingsbetrieb erkannt hatte, wollten alle diese Technologie auch im Stadion. Deshalb haben wir die Sommerpause genutzt und die SIS Grass Technologie installiert.
EuroSportsTurf: Warum habt ihr euch für die Stitching Technologie SIS Grass entschieden?
Sebastian Breuing: Generell ist für mich das eintuften von künstlichen Fasern auf 18 cm Tiefe die beste Hybridrasen Technologie. Es ist das stabilste System! Es macht mich nicht Abhängig vom Wassergehalt, mögliche Kahlstellen sind visuell immer grün und es ist extrem belastbar. Diese Robustheit bietet letzten endlich mehr Sicherheit. Wenn wir beispielsweise unangekündigten Einheiten haben, entstehen keine Schäden.
Aber ich möchte betonen, es ist für meine Situation und für meinen Verein, das Beste Produkt. SIS Grass hat in den letzten Jahren gezeigt, wie gut dieses Produkt ist. Und dass in vieler Hinsicht. International sprechen die Referenzen für sich! Viele Top Clubs vertrauen auf das System. Diese Erfahrung bei der Installation aber auch bei der Pflege sind sehr wichtig. Die patentierten Maschinen haben mich durch ihren schnellen und qualitativen hochwertigen Einbau überzeugt. Was ich auch im Nachgang durch den reibungslosen Ablauf bestätigen kann.
EuroSportsTurf: Was erwartest du dir von der SIS Grass Technologie?
Sebastian Breuing: Was es bereits bei den anderen Clubs international gezeigt hat. Das ganze Jahr über eine hohe Qualität, Ebenflächigkeit und Belastbarkeit. Durch die einzigartige Konstruktion der Fasern erwarte ich, dass diese möglichst lange vertikal im Gräserbestand stehen. Meines Erachtens erzielen wir dadurch das Beste Ergebnis. Sowohl für das Spiel, als auch für die Pflege.
EuroSportsTurf: Wie sieht es hinsichtlich der Pflege aus? Gibt es Unterschiede zu deinen anderen Plätzen?
Sebastian Breuing: Ehrlich gesagt nein. Grundsätzlich ist das abfräsen und entfernen der Organik extrem wichtig. Dies macht aber keinen Unterschied ob es sich um einen Platz mit Soden oder Hybridrasen handelt. Aus diesem Grund haben wir uns nun auch einen kompletten Fuhrpark für diese Maßnahmen zugelegt. Dadurch sind wir flexibel und nicht von Dienstleistern abhängig.
EuroSportsTuf: Der Umbau des Weser Stadions hat die gesamte Sommerpause in Anspruch genommen. Wie verlief dieser Prozess und bist du zufrieden mit dem Ergebnis?
Sebastian Breuing: Die Betreuung und Flexibilität von EuroSportsTurf in der gesamten Planungs- und Bauphase des gemeinsamen Projektes war einzigartig. Auch über den Bau hinaus fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Gemeinsam mit Sportstättenbau Garten Moser wurde der Stadionplatz bis auf die Drainschicht ausgebaut und alles erneuert. Zudem haben wir die Beregnungsanlage erweitert. Die gesamte Bauphase inklusive der SIS Grass Installation bekommt großes Lob. Es herrschte durchwegs gute Stimmung und die Arbeit aller hatte Hand und Fuß. Natürlich verläuft nie alles Reibungslos, aber die Zielorientierung und der Teamgedanke war immer vorhanden. Beispielsweise hatten wir zwischen dem Umbau und der SIS Grass Installation den B2Run im Stadion. Der hat mit Sicherheit einiges an Zeit und Qualität gekostet. Eigentlich waren wir nach der Veranstaltung wieder auf Null!
EuroSportsTurf: Für den „Tach der Fans“ hattet ihr, als ersten Test des Rasens den FC Valencia zu Gast. Im ersten Bundesliga Heimspiel gleich den FC Bayern. Wie ist dein Resümee und was sagen die Spieler?
Sebastian Breuing: Das Feedback vom Sport war durchweg positiv. Wir selbst sind auch sehr zufrieden. Natürlich geht es immer besser. Aber für diesen zeitlich getakteten Ablauf in Kombination mit den Szenarien vom Event, bin ich begeistert.
EST: Jetzt geht die Saison so richtig los. Wünscht du dir was?
Sebastian Breuing: Der sportliche Erfolg steht über allem. Somit wünsche ich mir viele Siege und einen besseren Start wie letztes Jahr. Und natürlich einen gesunden Rasen. Keine Heimspiele mit Starkregen, wenig Schnee und dann vertraue ich auf das Können und die Leistungsfähigkeit unseres Greenkeepings.
EuroSportsTurf: Wer wird dieses Jahr Meister?
Sebastian Breuing: Natürlich der Rasen!! Denn der Rasen ist Grün-Weiss! (lacht!)
EuroSportsTurf: Das verspricht Spannung! Vielen Dank für den Einblick in deine Arbeit und den Weser Sportpark und natürlich viel Erfolg beim Erreichen der sportlichen Ziele.