Kuriose Spielverläufe, Duelle um den Auf- und Abstieg bis hin zum Europapokal im BORUSSIA-PARK wurde ein großes Stück Vereinsgeschichte von Borussia Mönchengladbach geschrieben. Seit der Saison 2004/05 bestreitet die Fohlenelf ihre Heimspiele im neuen Stadion. Neben dem Stadion erstreckt sich das gesamte Trainingsgelände samt ausgezeichnetem Nachwuchsleistungszentrum. Bernhard Nießen, als Leiter Stadionbetrieb und Georg Vievers als Leiter Greenkeeping sind maßgeblich für den BORUSSIA -PARK zuständig. EuroSportsTurf hatte die Möglichkeit mit Ihnen über Ihre Arbeit und das spannende Thema Hybridrasen zu sprechen.

EST: Borussia Mönchengladbach steht aktuell auf dem 6.Platz und hat diese Saison auch in der Champions-League spielen dürfen. Die sportliche Zielsetzung für diese Saison ist wieder eine Platzierung der eine Teilnahme für einen internationalen Wettbewerb sichert. Gibt es eine derartige Zielsetzung auch zum Thema Greenkeeping? Bzw. wie sieht eine klassische Saisonvorbereitung bei Ihnen aus?
Vievers: Die sportlichen Ziele sind für das Greenkeeping zunächst unerheblich. Unsere Maßgabe ist es allen Spielern von Borussia Mönchengladbach 365 Tage im Jahr die Besten Bedingungen für den Trainings- und Spielbetrieb zur Verfügung zu stellen. Natürlich verändern sich der Trainingsrhythmus und die Belastung der Plätze, wenn die Profi Mannschaft in den internationalen Wettbewerben spielt, aber es trainieren und spielen ja auch noch die Fohlen (Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach Anm. d. Red.) hier.

EST: Gibt es für die Trainings- und Spielstätten einen langfristig angelegten Plan?
Nießen: Natürlich haben wir einen Masterplan für den BORUSSIA-PARK! Dieser wird sukzessive umgesetzt und ist aber auch selbst, stetig in der Fortentwicklung. Eine finale Realisierung wird es also nicht geben, aber jede Umsetzung einer Entwicklungsstufe bringt uns qualitativ weiter. Kürzlich haben wir wieder die Zertifizierung der DFL für das Jugendleistungszentrum erhalten, zum Dritten Mal mit der höchsten Auszeichnung. Ein Beurteilungskriterium der Zertifizierung ist der Betrieb und die Infrastruktur, also auch die Spielfelder. Daher ist es auch eine Auszeichnung für den Stadionbetrieb, auf die wir sehr stolz sind und uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

EST: Mit Lucien Favre hatten Sie in der Vergangenheit einen Trainer, der sich durchaus mit den Trainings- und Spielflächen beschäftigt hat. Wie sieht es da bei Andre Schubert aus? Und wie funktioniert die Kommunikation zwischen dem Greenkeeping und dem Sport?
Nießen: Die Greenkeeper stehen im engen Kontakt zu den Trainerteams, da generell alle Mannschaften für den Zustand der Plätze mit in der Pflicht stehen. Jeder Spieler und Trainer muss verantwortungsbewusst mit seinem Arbeitsplatz umgehen. Dadurch erhält die Kommunikation zwischen allen Beteiligten einen sehr hohen Stellenwert. Das Greenkeeping steht im engen Austausch mit allen Beteiligten und legt täglichen einen Nutzungsplan der Plätze fest, somit können wir gewährleisten, dass bei immer steigenden Nutzungsstunden die Qualität der Plätze hoch bleibt.

 

„Unser Platz 7 ist beispielsweise ein FiberSand Hybridrasen Trainingsplatz, der am meisten frequentierte im gesamten BORUSSIA-PARK. Unsere Mannschaften trainieren äußerst gern auf diesem Platz“

Georg Vievers
Leiter Greenkeeping Borussia Mönchengladbach

EST: Sie haben im BORUSSIA-PARK auch verschiedene Hybridrasen-Technologien im Einsatz. Spielt das hierfür eine Rolle?
Vievers: Sogar eine maßgebliche Rolle! Unser Platz 7 ist beispielsweise ein FiberSand Hybridrasen Trainingsplatz, der am meisten frequentierte im gesamten BORUSSIA-PARK. Unsere Mannschaften trainieren äußerst gern auf diesem Platz. Egal bei welcher Witterung, auch nach starken Niederschlägen, kann ich die Jungs beruhigt auf den Platz lassen und die Spieleigenschaften gehen nicht verloren. Die deutlich erhöhte Belastbarkeit der Hybrid-Flächen, fördert somit auch die Qualität aller anderen Plätze. Diese erhalten dadurch die notwendigen Ruhepausen.

EST: Wenn wir den Blick zurück richten, haben Sie vor ca. 3 Jahren, in 2012 sich bei 1 Trainingsplätzen für die Hybridrasen Technology FIBERELASTIC und zusätzlich für einen FIBERSAND Trainingsplatz entschieden. Können Sie sich noch an den Entscheidungsprozess erinnern? Und was waren die ausschlaggebenden Gründe?
Nießen: Genau genommen haben wir uns in 2012 für 1 œ Plätze mit der Hybrid-Technologie entschieden und haben 2013 einen weiteren Platz ausgebaut. Ebenso haben wir Nebenflächen mit Hybridflächen ausgebaut und testen diese durch die Jahreszeiten. Wir wollen mit unserem Greenkeeping neue Wege gehen. Da haben uns die Hybridrasen Technologien in den letzten Jahren voll überzeugt. Die erhöhte Stabilität und Belastbarkeit, sowie die konstante Ebenflächigkeit waren dabei wesentliche Faktoren. Wir konnten die Nutzungsstunden auf den Naturrasenplätzen deutlich erhöhen. Allerdings war der Prozess nicht einfach. Wir mussten auch unsere Spieler und Trainer erst überzeugen von der neuen Platzart. Obwohl wir aufklärend von künstlich verstärkten Naturrasenflächen sprachen, hatten die Spieler immer den klassischen Kunstrasen im Kopf. Sie kannten nur die zwei Platzarten, Natur- oder Kunstrasen, den Begriff Hybridrasen gab es damals noch gar nicht.

EST: War der Entschluss der Richtige? Bzw. wie konnten Sie die Spieler überzeugen?
Nießen: Neben den Spielern mussten auch die Greenkeeper umdenken und die Pflege umstellen, da speziell der damalige FiberSand Platz im kleinen Stadion, dem Fohlenplatz oft als zu hart empfunden wurde. Aber wir hatten zu Beginn auch eine große Athletikfläche von über 3.000 m² für das Fitness- und Tortwarttraining aus FiberElastic. Der Vergleich hat uns auch geholfen. Die Fläche war für den Verschleiß gedacht. Die Mannschaften sollten dort alle kraftbetonten Einheiten durchführen. Aber oft schauten wir uns erstaunt an und fragten häufig nach, ob denn tatsächlich dort abends trainiert worden sei, da am Folgetag keinerlei Gebrauchsspuren sichtbar waren. Durch die elastischen Bestandteile von FiberElastic kam diese Fläche bei allen Spielern und Trainern am besten an. Wir glaubten an die Technologie und haben uns daraufhin entschieden im kleinen Stadion ebenfalls FiberElastic einzubauen. Der bestehende FiberSand Platz wurde ausgebaut und auf dem bereits erwähnten Platz 7 im Trainingsgelände wieder eingebaut. Danach hat keiner mehr von einer Kunstrasenfläche gesprochen und auch die Profis immer mehr auf dem FiberElastic Platz trainiert und Testspiele abgehalten. Schlussendlich hat das bei allen schon einige Zeit und Kraft gekostet, aber heute sind Greenkeeper wie Spieler und Trainer, alle überzeugt. Heute werden im kleinen Stadion alle Meisterschaftsspiele der U15 U19 ausgetragen. Die Qualität des Fohlenplatzes haben auch die Profis erkannt und statt Reisestrapazen auf sich zu nehmen, werden nun die Testspiele lieber im heimischen BORUSSIA-PARK auf dem FiberElastic Rasen ausgetragen.

EST: Und wie sehen Sie aus der Sicht des Greenkeepings ihre Hybridrasen Plätze?
Vievers: Ehrlich gesagt, ich kann beruhigter Schlafen! (lacht) Im Ernst, die Hybridrasenflächen bieten mir in der ganzen Nutzung der Flächen deutlich höhere Flexibilität. Beispielsweise hatten wir vor kurzem ein Freundschaftsspiel der Profi Mannschaft gegen FSV Frankfurt. Bei ca. 30 l Niederschlag mussten alle Spiele in der Region abgesagt werden. Wir konnten ohne Qualitätsverlust auf unserem FiberElastic Platz spielen. Das kommt natürlich auch sehr gut bei den Trainern und Spielern an. Natürlich musste ich meine Pflegegewohnheiten und das Erlernte erst umstellen, aber Kollegen von EuroSportsTurf standen uns da jederzeit professionell zur Seite. Ich bin nun seit 11 Jahren im Greenkeeping bei Borussia Mönchengladbach tätig und der Qualitätsanspruch des Sports und das Spiel an sich haben sich stark verändert. Da bin ich sehr froh auf solche Technologien zurückgreifen zu können.

EST: Wollen Sie ein solches System dann auch im Stadion etablieren?
Nießen: Mittelfristig ist es unser Ziel, die FiberElastic Technologie im Stadion und bei den Profi Trainingsplätzen zu installieren. Aber wie schon angedeutet werden wir nach und nach unsere Projekte umsetzen und uns weiterentwickeln.

EST: Das verspricht Spannung! Vielen Dank für den Einblick in ihre Arbeit und den BORUSSIA-PARK und natürlich viel Erfolg beim Erreichen der sportlichen Ziele.
Nießen: Auch ich bedanke mich!
Vievers: Vielen Dank!