Bei der Fachjury der Deutschen Fußball-Liga liegen die Heidenheimer in der 2. Liga ganz vorn und dürfen sich über den Preis „Pitch of the Year“ freuen.

Sportlich war’s keine einfache Saison für die Heidenheimer Zweitliga-Fußballer, aber zumindest das Geläuf, auf dem sich in der Voith-Arena das Geschehen abspielte, ist allererste Sahne. Dies schlug sich nun in Platz eins bei der Bewertung aller Rasenflächen in der 2.Liga nieder.

Vorgenommen wird die Bewertung von einer Fachjury aus Mitglieder der Deutschen Rasengesellschaft. Sie basiert auf den Blöcken Bewertungssystem Sport, Jurybewertung Messdaten und Benotung sowie Eigenprüfung. Beim Bewertungssystem geben nach jedem Spiel Verantwortliche beider Klubs und der Schiedsrichter ihr Urteil über den Zustand des Spielfeldes auf einer Skala zwischen 1(sehr schlecht) und 5 (exzellent) ab.

Schon im vergangenen Jahr schnitt der FCH mit Platz zwei hervorragend ab, nun holten sich die Heidenheimer vor dem SV Darmstadt (Merck-Stadion) und Arminia Bielefeld (Schüco-Arena) den Sieg und damit die Auszeichnung „Pitch of the Year“.

Verdient hat sich diesen das sechsköpfige Team um Greenkeeper Thomas Buck. „Es war ein bisschen kurios, wir sind ja denkbar schlecht gestartet“, resümiert der 44-Jährige. Im ersten Saisonspiel setzte ein extremer Wolkenbruch die Voith-Arena unter Wasser, die Partie gegen Erzgebirge Aue musste nach wenigen Minuten abgebrochen werden, die Bewertung konnte da nicht gut ausfallen.

Doch dann rollten die Platzwarte des FCH – gemeinsam mit der Firma Rasenwelt aus Neu-Ulm – gewissermaßen das Feld von hinten auf. Und das ohne Rollrasen, denn in Heidenheim setzte man seit zwei Jahren auf das Hybrid-System von EuroSportsTurf. „Anfangs ist dieses System etwas schwächer, weil erst eingesät werden muss. Aber gerade in der schwierigen Phase im Herbst und Winter kommt dann die Stärke zum Tragen“, erklärt Buck.

Er informiert sich auch immer über neue Systeme. War man bis in die 1980er-Jahre noch froh über ein einigermaßen ebenes Feld, so ist die Pflege des satten Grüns mittlerweile zur Wissenschaft geworden. Die Geschmäcker sind dabei verschieden, in der 2. Liga haben erst vier Vereine dieses System, in der Bundesliga auch nicht alle.

Buck ist aber vom Hybrid-Rasen überzeugt. Auch wegen der Nachhaltigkeit. Denn während Rollrasen immer wieder ausgetauscht werden muss, reicht es beim Hybrid, einmal im Jahr abzufräsen.

Das Material wird dann gelagert und zum Teil von Interessierten einfach abgeholt. „Das ist ja bester Humus“, sagt Buck. Die Kunststofffasern sind kein Problem, denn die liegen tiefer im Boden und bleiben dort. Jede Menge Arbeit verursacht aber natürlich auch dieses System. Die Platzwarte müssen sich die ganze Woche um die Felder kümmern.


Das beginnt mit dem Begutachten des Rasens in den Morgenstunden. „Eine Pilzkrankheit fängt man sich schon in zwei, drei Tagen ein. Deshalb muss man schnell reagieren“, berichtet Buck. Gemäht wird alle zwei Tage, dabei sind zwei Mitarbeiter eineinhalb Stunden beschäftigt. Die Halme werden auf 27 Millimeter geschnitten. Es gibt auch Mäh-Roboter für Fußballstadien, aber Buck bevorzugt Handarbeit: „Als Mensch spürst du gleich eine Unebenheit oder wenn etwas nicht stimmt. Roboter können das noch nicht.“

Dazu muss alle sechs bis acht Wochen nachgesät und natürlich auch gedüngt werden. Auch eine Beleuchtungsanlage für die weitgehend im Schatten liegenden Flächen gibt es. Die Auszeichnung ist auch Ansporn für „Major“ und seine Truppe. „Wir wollen nächstes Jahr wieder unter die ersten drei und auch auf den Trainingsplätzen das Niveau weiter verbessern.“ Noch mehr wäre wohl vermessen, schließlich kommen mit den Absteigern Hamburger SV und 1. FC Köln zwei renommierte Klubs dazu, die auch in Sachen Rasenpflege eigentlich in die 1. Liga gehören. Das System des Hybrid-Rasens – die Mischung macht’s

Vor zwei Jahren beschlossen die Verantwortlichen beim 1. FC Heidenheim auf den sogenannten Hybridrasen umzustellen. So wird ein Naturrasensportbelag bezeichnet, der durch künstliche Fasern verstärkt wurde.

Diese Systeme sollen die Spieleigenschaften eines Naturrasens mit der Robustheit und Belastbarkeit eines Kunststoffrasens vereinen. Der Vorteil: Durch die Kunstfasern bleiben Poren frei, durch die das Wasser durch kann. Hybridrasensysteme sind offiziell als Naturrasen anerkannt.

Die Kosten bewegen sich in einem recht breiten Rahmen, Hersteller sprechen – je nach Technologie – von Anfangsinvestitionen zwischen 200 000 und 500 000 Euro. Nach Meinung des FCH-Greenkeepers Thomas Buck lohnt sich die Anschaffung. „Bei den Spielen gibt es kaum noch Beschädigungen des Rasens, obwohl dort auch zahlreiche Trainingseinheiten stattfinden.“

Erschienen auf swp.de