Bereits im August 2015 fiel der Startschuss zum Bau des HSV-Campus an der Sylvesterallee auf dem Trainingsgelände am Stadion. Der HSV-Campus stellt wohl eines der wichtigsten Zukunftsprojekte des Vereins dar. Er ermöglicht zukünftig dem Nachwuchs des Dinos der 1. Bundesliga das Lernen, Trainieren und Wohnen auf engstem Raum. Die besondere Motivation für den Nachwuchs, die jungen Talente haben das Stadion und damit das Ziel 1. Bundesliga immer direkt vor Augen.

EuroSportsTurf sprach mit Christian Lenz, dem Projektmanager HSV-Campus über Intensionen, Herausforderungen und Ziele im Zusammenhang mit dem neuen HSV-Campus.

Sehr geehrter Herr Lenz, mit dem Campus soll die sportliche sowie die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen verbessert werden, indem sich Trainer und Betreuer ganzzeitlich um die jungen Athleten kümmern.
Der HSV-Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer sprach in der Presse in Zusammenhang mit der Realisierung vom HSV-Campus von einem für ihn persönlich wahrgewordenen Traum. Auf welche technische Ausstattung darf sich der Nachwuchs des Hamburger Sportvereins jetzt schon besonders freuen?

Wir haben ein sehr funktionales Gebäude geplant. Unser Fokus liegt darauf, dass unser Nachwuchs ein anregendes und motivierendes Umfeld zum Arbeiten vorfindet. Die häufig zitierten goldenen Wasserhähne werden wir sicher nicht verbauen. Dennoch werden wir mit unserem Campus vor allem im Kernbereich Sport, sprich in den Bereichen Leistungsdiagnostik, Athletik, Regeneration und Medizin im Wettbewerb sehr gut aufgestellt sein. Und auch bei der Medientechnik und den Büroflächen werden wir den täglichen Bedarf bei unserer Arbeit im Nachwuchsbereich sehr gut abdecken.

Gibt es besondere Highlights bei der architektonischen Umsetzung im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Optik?

Das Gebäude auf dem HSV-Campus ist aufgrund der markenbildenden Fassade ein ganz besonderes architektonisches Highlight. Die durch die Schrägen dokumentierte Dynamik zahlt auf den Sinn der Ausbildungsstätte ein. Der Entwurf aus dem Hause der ECE von Alexander Otto hat uns von Anfang an überzeugt. Zum Zweck einer nachhaltigen Nutzung werden zudem auf einem Teil der Dachflächen Fotovoltaik verbaut.

Hamburgs Sportsenator Andy Grote bezeichnete kürzlich den HSV-Campus als einen Meilenstein in der Entwicklung einer modernen Sport-Infrastruktur. Gab es bei der Planung des neuen HSV-Campus spezielle Vorbilder unter den Nachwuchsleistungszentren der europäischen Topvereine? Wird es bei der Ausstattung Highlights geben die man so in Europa noch nicht gesehen hat und entsteht in Hamburg gar ein La Masia 2.0 ?

Natürlich haben wir uns frühzeitig ein Bild von unseren Mitbettbewerbern gemacht. Bei den nationalen und internationalen Nachwuchsleistungszentren gibt es ja viele gute Vorbilder. Beispielsweise haben wir uns in London die Akademien von Chelsea und Tottenham angeschaut und uns inspirieren lassen. Neben unserer Ausstattung, die sicherlich keinen Vergleich scheuen muss, ist es ein zentraler Punkt in unseren Planungen, dass das Gebäude und seine Einrichtung die Philosophie des HSV abbildet. Die Inhalte aus dem Leitbild des HSV und die im Nachwuchsbereich entwickelten Werte sind maßgebend für die Gestaltung des Gebäudes. Zudem wird sich die Identifikation mit der Stadt Hamburg deutlich wiederfinden. Insofern gehen wir, bei aller Inspiration, unseren individuellen Weg.

Wie sehen Sie allgemein die Entwicklung der Nachwuchsleistungszentren in Deutschland und welches würden Sie jetzt schon als vorbildlich bezeichnen?

Grundsätzlich kann man nur loben, wie professionell die Nachwuchsarbeit in Deutschland ist und wie sich dies auch speziell bei den Neubauten wiedererkennen lässt. Es gibt an vielen Orten sehr gute Entwicklungen, an denen man sich orientieren kann. Ein spezielles Vorbild möchte ich dabei nicht herausheben, weil wir mit dem HSV-Campus natürlich niemanden kopieren werden. Vielmehr gehen wir unseren eigenen Weg, der sich aus dem Nachwuchskonzept von Bernhard Peters und aus der Grundausrichtung des HSV ableitet.

Welche Mannschaften werden auf dem HSV-Campus trainieren und für wie viele Jugendliche ab welchem Alter wird das neue Internat insgesamt ausgelegt sein?

Ab Sommer 2017 sollen die Nachwuchsmannschaften ab der U15 aufwärts bis hin zur ältesten Ausbildungsmannschaft, der U21, einziehen. Das Internat wird Platz für insgesamt 16 Spieler bieten.

Wird man auf dem neuen Gelände ab und zu auch mal die Profis der ersten Mannschaft in Aktion sehen?

Das Volksparkstadion als Ziel vor Augen zu haben, war ein bedeutender Aspekt des Projekts. Wir erwarten aus der Zusammenführung von Nachwuchs und Profifußball wichtige Impulse und wollen durch eine enge Verzahnung unsere Arbeit weiter verbessern. Diese Verzahnung wird sich natürlich auch auf den Trainingsplätzen zeigen.

Auf dem neuen Areal entstehen ja auch weitere Trainingsplätze. Auf welche Technik wird hier der HSV im Hinblick auf den steigenden Hybridrasen Trend in Deutschland und Europa setzen?

Bis 2017 planen wir mit insgesamt sechs Trainingsplätzen. Davon werden zwei Trainingsplätze mit Kunstrasen und Korkverfüllung gebaut. Die restlichen vier Trainingsplätze sind Naturrasen, auf denen wir teilweise Hybridrasen verbaut haben oder noch verbauen werden.

Sind insgesamt nur Großspielfelder geplant oder entstehen auch spezielle Kleinspielfelder für die jüngeren Mannschaften?

Die sechs Trainingsplätze entsprechen allesamt der Normgröße der FIFA.

Gibt es Ihrer Meinung nach ein ideales Trainingsplatzkonzept im Hinblick auf verbaute Techniken in modernen Nachwuchsleistungszentren?

Sicherlich steht im Vordergrund, dass die Trainingsflächen möglichst belastbar sind. Daher planen wir einen Mix aus Kunst- und Hybridrasen. Zudem haben wir noch reine Naturrasenflächen für die individuelle Vorbereitung auf die Auswärtsspiele.

Ein solches Gelände ist im Hinblick auf das Greenkeeping natürlich durchaus aufwändig in der Pflege. Bedeutet das auch eine Aufstockung des Teams um den leitenden Platzwart Christoph Strachwitz?

Neben den Investitionen gehört auch eine Anpassung des laufenden Betriebes zur Vorbereitung der Inbetriebnahme. Dabei gilt es, ausreichende Ressourcen zur Pflege der Trainingsflächen verfügbar zu haben.

Hard Facts:
Größe des Areals: keine Angabe
Anzahl der Plätze: 6
Davon mit Rasenheizung: alle
Verbaute Sportplatzbau Technologie (Natur-, Kunst-, Hybridrasen): Kork-Kunstrasen; Hybridrasen; Natursoden

Funktionsgebäude:

  • Medizinische Einrichtungen: 2 Physioräume und 2 Arztzimmer
  • Trainingsräume: ca. 500qm Athletik- und Leistungsdiagnostikflächen
  • Anzahl der Internatsbetten: 16
  • Versorgung (Essen etc.): durch eine eigene Mensa
  • Aufenthaltsräume: Wohnbereiche im Internat; Hausaufgabenräume; Allgemeine Aufenthaltsflächen im Atrium des Gebäudes; Außenspielfläche auf dem Dach
  • Sonstige Räumlichkeiten: Büros; Umkleiden und Nassbereiche

Weitere Einrichtungen/ Gebäude:
Auf dem Gelände des HSV-Campus wird auch ein Lauftreff entstehen. Wir werden für Freizeitsportler im Volkspark Umkleide- und Duschmöglichkeiten schaffen. Damit möchten wir den Breitensport fördern und der Stadt Hamburg auch etwas zurückgeben. Kosten: keine Angaben